Alle guten Dinge sind 3, besser kann man den vergangenen Sonntag wohl kaum beschreiben. Der vierte Start beim Ironman 70.3 Luxembourg sollte irgendwie nicht so laufen, wie wir uns das vorgestellt haben. Ein “Happy End” gab es trotzdem.
Ein Triathlon beginnt meistens schon einen Tag vor dem eigentlichen Wettkampf. Das ganze Startunterlagengedöns, Wettkampfbesprechung und Einchecken kostet fast genauso viele Nerven wie das Rennen selbst 😀 Trotzdem war es dieses Mal ein wenig anders, denn wir haben bereits am Samstag ein paar tolle Menschen kennengelernt. Zum einen die liebe Liz, mit der wir schon ewig Kontakt über Instagram haben, aber es noch nie in der Realität geschafft hatten :D. Zum anderen Marcel, der einfach wahnsinnig tolle Fotos macht und sich überhaupt nicht zu fein ist, auch mal so ein paar Hobbysportler wie uns vor seine Linse zu lassen 🙂 (vielen Dank nochmal dafür).
Alles fertig machen und ab zum Bike-Checkin…also wie immer, nur dieses Mal mit Fotograf 😀 ❤
IM703LUX2018 Fotocredit: Marcel Hilger
Sonntag 17.06.18: Der erste Triathlon in diesem Jahr steht an! Das Training sind wir in diesem Jahr etwas anderes angegangen als in den Jahren zuvor. Nicht inhaltlich, sondern die Struktur und die Intensitäten haben wir etwas verändert. Die Trainingsergebnisse, sowie die der Laufwettkämpfe haben gezeigt, dass das Training seine Früchte trägt und dass wir fit für den Tag sind!
05:20 Uhr der Wecker klingelt. Aufstehen, Anziehen, leichte Aufregung macht sich breit und das Frühstück geht nicht so gut herunter wie an normalen Tagen… alles wie gewohnt also. Sachen packen und ab ins Auto. Parken, Shuttlebus Richtung Remich und in der Wechselzone die letzten Vorbereitungen, für einen anstrengenden und spaßigen Tag treffen. Wie anstrengend und vor allem wie spaßig dieser Tag noch werden wird, ahnen wir noch nicht!
Ein bisschen warm machen, Fokussieren und dann ist es auch schon fast 09:15 Uhr und der Startschuss zum Auftakt in der Mosel fällt.
Flo geht wie gewohnt etwas früher ins Wasser und von Anfang an läuft es super. Keine Rangeleien, gute Orientierung ich kam wunderbar in meinen Rhythmus und konnte so schwimmen wie ich es mir vorgenommen hatte. Außer einmal, da kam ich wohl etwas zu nah ans Ufer und ich durfte mit einem Stein vorlieb nehmen – Upps.
Nine und Liz wollten es gemeinsam versuchen 😀 und schauen ob und wie das klappt. Naja, also es ging für mich wohl besser als für Liz, denn nach dem ersten Wendepunkt erwischte ich ihren Schwimmschatten und ich habe sie etwas zu viel genervt mit meinen, doch nur liebevoll gemeinten Streicheleinheiten an ihren Füßen 😀 nein…Sorry nochmal und danke fürs Vorschwimmen :P. Trotzdem haben wir wohl etwas gebummelt, denn die angepeilte Zeit konnten wir nicht ganz schwimmen. Dafür war es entspannt….haha. Egal…. die 2 Minuten müssen auf dem Rad rausgefahren werden.
Erster Wechsel: Neo aus, was nicht immer so leicht und schnell geht, Radhelm auf und ab auf das edle Ross!
Das fühlt sich doch gleich richtig gut an auf dem Rad. Mit Rückenwind geht es die ersten 20 km in Richtung Grevenmacher. Beide können wir genau das abspielen, was wir lange trainiert haben. Bis zu dem Punkt, wo zwei nette Männer auf dem Motorrad plötzlich neben mir und meinem schicken lila Rädchen auftauchen und der Hintere eine wunderschöne ozeanblaue Karte in die Luft streckt. Boom – 5 min Zeitstrafe wegen Windschatten fahren. Joa… geil…nicht! Gut ich gebe zu, es war viel Betrieb auf der Strecke und ich habe überholt, wurde überholt und es war unübersichtlich. Aber wie zum Teufel lieber Schiedsrichter soll eine 1,64 m kleine Dame an 15 Männern auf einmal vorbei fahren ohne dabei keinen Nahtot zu sterben??? Er wollte mir wirklich erzählen, ich hätte nicht einscheren dürfen, sondern hätte dann direkt die gesamte Schlange sportlich maskuliner Triathleten überholen sollen!!! Bitte??? Diskussionen ausgeschlossen! Also ging es am nächsten Penalty Zelt raus, Stoppuhr in die Hand und warten! Neue Erfahrungen sammeln, gehört dazu, aber auf diese hätte ich gerne verzichten können. Wenigstens konnte Marcel dieses überragende Bild von mir schießen!
Radstrecke Ironman 70.3 Lux Fotocredit: Marcel Hilger
In der Zwischenzeit lief es auch bei Flo nicht mehr rund, nein eher ganz schön unrund. Während einer Abfahrt fühlte sich mein Hinterrad auf einmal ganz schön lustlos eeehhmm luftlos an. In einer Rechtskurve merkte ich auf einmal, dass mein Hinterrad leicht wegrutschte. Der Grund war schnell gefunden: ein platter Hinterreifen 😦 Ich hielt sofort am Straßenrand an und machte mich ran, den defekten Schlauch zu wechseln. Zu meinem Glück kam nach ca. 5 min ein Motorrad mit einem Mechaniker vorbei, der mir beim Wechseln behilflich war. Knappe 10 min verloren aber was solls, da muss ich die letzten 30 km und beim Laufen eben ein bisschen mehr auf die Tube drücken. Schön wär´s gewesen. Gute 10 km später gab mein Hinterrad dann zum zweiten Mal den Geist auf. Also wieder rechts ran, Reifen raus und mit Wechsel Nummer 2 beginnen. Einen zweiten Schlauch hatte ich glücklicherweise dabei. Was jedoch fehlte war eine weitere CO2 Kartusche -.- Diese hatte ich natürlich beim ersten Defekt schon verwendet. Meine einzige Hoffnung, die mich vor dem DNF retten konnte: Nine.
Radstrecke Ironman 70.3 Lux
Also wartete ich rund eine viertel Stunde am Straßenrand (derweil beschäftigt den Mantel vom Rad zu bekommen – was sich bei meinen Laufrädern nahezu unmöglich darstellt) bis Nine endlich hinter dem kleinen Hügel auftauchte.
Anstatt mir nur ihre CO2 Kartusche zu geben und ihr Rennen fortzusetzen, hielt Nine ebenfalls an und unterstütze mich den Platten zu reparieren (Das werde ich ihr niemals vergessen!!! Ohne sie wäre ich nicht bis in die Wechselzone gekommen und hätte aufgeben müssen). Zusammen versuchten wir nun also irgendwie den Schlauch mit Luft zu füllen, aber dieses dumme Ventil wollte einfach nicht. Nach 297 Versuchen und 3 netten Athleten, die uns ebenfalls mit Material unterstützt haben, beschloss Nine umzudrehen und im letzten Ort bei den Zuschauern nachzufragen, ob jemand eine ordentlich Pumpe besitzt. Eine super liebe Familie machte sich direkt auf den Weg in die heimische Garage und brachte uns das gute Stück. (Eigentlich auch gar nicht erlaubt, Hilfe von außen anzunehmen, aber ohne diese Rettung hätten wir wohlmöglich jetzt noch dort gestanden). Also schnell wieder zu Flo radeln und es erneut versuchen. Dazwischen noch schnell vom Smartphone der Retterin den Papa angerufen “Hey es geht uns gut wir sitzen nur hier am Straßenrad und versuchen Flo´s Rad wieder zum Laufen zu bringen, macht euch keine Sorgen!” Und dann endlich! Nach weiteren 20 min gelang es uns das Rad wieder fahrtüchtig zu machen.
Das Ding war gelaufen und zwar für beide von uns….
Wir beschlossen, das Beste daraus zu machen und einfach einen gute Lauf hinzulegen. Also die Pedale wieder glühen lassen und die letzten 20 km stetig auf der Überholspur runter geritten, zumindest Nine konnte bis zur Wechselzone Gas geben, denn ca. 500 m davor machte Flo´s Reifen zum dritten Mal schlapp! Das war´s! Ganz nach dem Motto “Wer sein Rad liebt, der schiebt” ging es auf Socken die letzten Meter zum heiß ersehnten Wechsel. Die Motivation stand ihm ins Gesicht geschrieben!!
Wer sein Rad liebt, der schiebt!
Da waren wir wieder, gemeinsam in einem Wechselzelt, enttäuscht, mit Wut im Bauch aber dem Willen uns diese bescheuerte Medaille heute noch abzuholen, egal wie! DNF ist keine Option!
Also los…. Die restlichen Körner und damit meine ich nicht die “physischen” Körner sondern eher die “Motivationskörner” zusammen kramen, rein in die Laufschuhe und Nine, die nach einer kurzen Absprache 😀 schon einmal vorgelaufen war einholen. Wie viel Pech kann man eigentlich in einem Rennen haben? Diese Frage beschäftigt mich heute noch….
Ich bins ihr schuldig!
Da mein Rennen sowieso richtig verkackt und nicht mehr zu retten war, beschloss ich, wenigstens meiner besseren Hälfte die abschließenden 21 km zu versüßen. Sie hatte sich eine Zeit vorgenommen und diese werden wir schaffen, egal was kommt. Das war ich ihr nach ihrer selbstlosen Aktion beim Radfahren einfach schuldig.
Ab dem zweiten Kilometer liefen wir also gemeinsam. Etliche Athleten tümmelten sich bereits auf der Laufstrecke, das ist vor allem für Flo gar nicht so gewohnt 😀 die ersten beiden Runden liefen gut und wir konnten sogar etwas schneller angehen als eigentlich geplant. Das war sicher die innerliche Wut 😉 nach etwa der Hälfte der Strecke kam aber doch das typische Tief und die Sehnsucht nach den Verpflegungsstationen.. 😀
“Bitte kurz gehen Schatz” “Komm nimm einen Schluck und dann geht´s weiter, komm jetzt” – ein typischer Dialog auf Runde 3&4!
Erstaunlicher Weise – naja so erstaunlich ist das eigentlich nicht – konnten wir in der letzten Runde nochmal Gas geben. Beziehungsweise Flo machte nochmal Druck, ich solle ihm jetzt folgen, da er wohl mehr an die Wunschzeit glaubte als ich selbst 😀 und ich denke auch auf den Bildern erkennt man, dass es schon wirklich weh tat – zumindest bei denen, wo wir nicht merkten, dass wir vor der Linse sind. Danke Marcel 😉 Aber ich tat es. Wie in Mainz beim Halbmarathon vertraute ich Flo und lief wie ein Häschen hinter ihm her ❤
Ein Blick auf die Uhr, die letzten zwei Kilometer, ich wusste ich kann die 01:39:00 Std schaffen. Vorbei an der letzten Trinkstation, ohne Schluck, ohne Schwamm, ohne Gehpause. Wenn man von dort aus ganz genau hinschaut und den Blick vom wohl besten Mann der Welt losreißen kann, sieht man die Brücke und wenn man die sieht, dann ist das Ziel zum Greifen nahe. Dann denkst du eigentlich nur noch an das Gefühl, wie schön es gleich wird, wenn du endlich stehen bleiben kannst und es nicht mehr weh tut 😀 (bis zum nächsten Morgen wenn du aus dem Bett raus willst :D).
Da ist er….der rote Teppich, der dir den Weg zum Zielbogen weist, auf dem du, nachdem du hindurchgelaufen bist, in roter Schrift deinen Namen und eine Zielzeit lesen kannst. An diesem Tag schauten wir nicht hoch! Es war uns so egal, was da oben für eine Zeit stand, das einzige was uns nicht egal war, war die Tatsache, dass wir tatsächlich diese verkorkste Rennen ins Ziel gebracht haben und das auch noch Hand in Hand mit einem abschließenden Halbmarathon in 01:39:31 Std 😛 Manchmal ist die Leistung einfach nur zweitrangig, dafür war unser Zusammenhalt unschlagbar und das ist doch viel mehr wert als ein paar Zahlen!
Der größte Dank geht wie immer an unsere Familie, die uns mal wieder lautstark an der Strecke unterstützt hat 🙂 außerdem an Liz, die uns trotz eigener kleinen Verpflegungspäuschen auf der Laufstrecke angefeuert hat und dabei selbst ein bombiges Rennen hingelegt hat – Herzlichen Glückwunsch! Und zu guter Letzt an Marcel, der seinen Finger einfach immer im richten Moment auf dem Auslöser hat!
So ist das im Sport. Freude und Leid sind oft ganz nah beieinander. Aber dafür lieben wir ihn doch letztendlich auch so. Auch wenn der Wettkampf nicht wie gewünscht für uns verlaufen ist, sind wir eine um (oder mehrere) Erfahrungen reichen und gehen noch motivierter ins Training. Denn jetzt heißt es mit Vollgas Richtung Frankfurt City Triathlon, wo Anfang August die nächste Mitteldistanz ansteht. Dann aber Bitte ohne Platten, Pech und Pannen! Danke!
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